Ist die betriebliche Gesundheitsförderung männlich?

Autoren: Jutta Ulmer und Ferdinand Gröben

Werden geschlechtsspezifische arbeitsbedingte Gesundheitsgefährdungen adäquat beachtet?

Zur Notwendigkeit der Erarbeitung einer Datenbasis für frauenspezifische Gesundheitsförderung im Betrieb

Konzepte der betrieblichen Gesundheitsförderung widmen sich selten der Frage, ob arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren geschlechtspezifisch auftreten und welche besonderen Maßnahmen deshalb notwendig wären. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurde deshalb der derzeitige Wissenstand zusammengetragen und bewertet werden.

1. Kontext / Problemlage

Im Kontext betrieblicher Gesundheitsförderung wurde in den letzten zwei Jahrzehnten eine erhebliche Anzahl von Projekten in Betrieben unterschiedlicher Branchen durchgeführt. Wissenschaftliche Begleituntersuchungen konnten dabei den Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung sowohl für die Unternehmen als auch für die Beschäftigten belegen.

Allerdings wurde in den bislang realisierten Studien sehr häufig das biologische und soziale Geschlecht als Variable ignoriert (Geschlechtsinsensibilität). Der Frage, ob betriebliche Gesundheitsförderung geschlechtsspezifisch ausgerichtet sein sollte, wurde keine bzw. nur sehr geringe Beachtung geschenkt. Überblicksarbeiten, die empirische Ergebnisse zur frauenspezifischen Gesundheitsförderung bzw. gesundheitsbezogenen Frauenforschung in Betrieben zusammenfassen, lagen bisher für den deutschsprachigen Raum nicht vor.

2. Fragestellung

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, (1) Studien, die sich mit geschlechtsspezifischen arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren und Erkrankungen befassen, zusammenzutragen sowie (2) zu ermitteln, ob in deutschen Betrieben eine geschlechtergerechte Gesundheitsförderung realisiert wird.

Folgende Fragestellungen sollten dabei beantwortet werden: - Bestehen geschlechtsspezifische Differenzen hinsichtlich arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren und Erkrankungen? Wenn ja, welche? - Wird in deutschen Betrieben eine geschlechtergerechte Gesundheitsförderung angeboten oder orientieren sich die Maßnahmen (nach wie vor) an den Belastungen des „Durchschnittsmannes“?

3. Untersuchungsmethoden

Zur Umsetzung wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt: Um einen möglichst repräsentativen Überblick über Forschungsarbeiten zur vorliegenden Thematik zu erhalten, wurde zunächst veröffentlichte relevante Literatur recherchiert. Neben der Recherche wurden weiterhin Expertinnen relevanter Institutionen und Organisationen zu ihnen bekannter grauer Literatur, ihrem Wissen über und ihren Erfahrungen zum Untersuchungsthema befragt.

4. Ergebnisse

Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurde nicht nur aufgezeigt, dass Gender Mainstreaming in der betrieblichen Gesundheitsförderung stiefmütterlich behandelt wird, es wurde auch deutlich, dass Forschungslücken bestehen: Studien zu arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren und Erkrankungen werden eher mit Männern als mit Frauen bzw. eher in männer- als in frauendominierten Branchen durchgeführt. Deshalb ist es wünschenswert, dass in zukünftigen Forschungsarbeiten Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt werden und Themen wie ständiges Stehen und Sitzen, arbeitsbedingte emotionale Beanspruchungen sowie die Doppelbelastung durch Familien- und Erwerbsarbeit u.a.m. größere Beachtung finden.

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