Betriebliches Eingliederungsmanagement

  • Dr. Hansjörg Becker (Insite-Interventions GmbH): „Individuelle Lösungen für psychisch erkrankte Mitarbeiter – Fallmanagement durch einen externen Dienstleister“
  • Andrea Lange (BIT Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung e.V.): „Wie gelingt BEM praxisorientiert und mit hoher Qualität?“

Moderation: Eva Zinke (IG Metall)

Vorträge und Diskussion:

Mit der verpflichtenden Einführung eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) nach § 84 Abs.2 SGB IX wurden begleitende Hilfestellungen für die Betriebe notwendig. Bei der Umsetzung haben vor allem mittelständische Unternehmen Probleme, wie eine Studie des RKW-Arbeitskreises „Gesundheit im Betrieb“ zeigt. Als Kernprobleme werden vor allem fehlende geeignete Arbeitsplätze und „schwierige Eingliederungsfälle“ genannt. Ziel des Workshops war es, geeignete Verfahren und Instrumente für ein betriebliches Eingliederungsmanagement sowie Möglichkeiten der Unterstützung zur Stabilisierung von Mitarbeitern bei psychischen Erkrankungen oder auch psychischen Fehlbelastungen vorzustellen und zu diskutieren.

Frau Lange vom BIT stellte die Elemente eines „Werkzeugkasten Betriebliches Eingliederungsmanagement“ vor. Der Werkzeugkasten ist Ergebnis eines Projekts, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt wurde. Im Rahmen des Projektes hatten sich fünf Betriebe bereit er-klärt die Machbarkeit und Qualität der Elemente des Werkzeugkastens zu erproben. Interessant sind die bisherigen betrieblichen Erfahrungen mit dem BEM-Verfahren. So sind die ersten Schritte eines „BEM-Falls“ bis zur Situationsanalyse meist strukturiert und geregelt. Mit zunehmendem Prozess nimmt jedoch die Transparenz und Systematik ab. Der Werkzeugkasten ist sehr umfangreich und hat seinen Sinn darin, dass man einzelne Elemente abrufen und nutzen kann. Er gibt Hilfestellung für die Zielfindung, Verfahrensweisen, Instrumente und Qualitätsanforderungen eines betrieblichen Konzepts sowie der Regelung eines „BEM - Verfahrens“.

Ein gutes und abgestimmtes Verfahren im betrieblichen Eingliederungsmanagement ist sehr wichtig, um erkrankten Beschäftigten bei ihrer Rückkehr am Arbeitsplatz Vertrauen zu signalisieren und zugleich dem betrieblichen Umfeld Sicherheit für den Erfolg der Eingliederung zu geben. Bedeutsam wird dies vor allem in Zusammenhang mit psychischen Belastungen, die zu einer Erkrankung geführt haben. Abgestimmte Verfahren haben auch ihre Grenzen, denn in Bezug auf erkrankte Mitarbeiter gilt immer noch: „kein Fall ist identisch“. Zusätzlich ist es relevant für spezifische Lösungen offen sein. Wie sinnvoll fachliche Hilfestellungen sein können zeigte Dr. Becker, Geschäftsführer der Insite-Interventions GmbH, die als Beratungseinrichtung auf ein Netzwerk an Fachberatern und Therapeuten verfügt. Hat der Betrieb einen Vertrag abgeschlossen, können sich Mitarbeiter anonym beraten und begleiten lassen. Wenn erforderlich wird auch das Fallmanagement bei der betrieblichen Eingliederung übernommen und die Steigerung der Belastungsfähigkeit und gute Einpassung in den Arbeitsprozess begleitet. Der betroffene Mitarbeiter steht dabei in ständigem Kontakt mit seinem Berater, odass Rückmeldungen und Hilfestellungen zeitnah erfolgen können. Auch Vorgesetzte können Unterstützung anfordern, wenn Menschen mit der betrieblichen Situation und den Anforderungen nicht zurechtkommen. Sie sind in der Regel dankbar für psychologische Unterstützung und Hilfestellung, insbesondere wenn ein Betrieb nicht über eine eigene Infrastruktur eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements verfügt. Ein außerbetrieblicher Berater – so das Fazit der Diskussion kann – sofern er solide ist und Qualitätskriterien beachtet – vielfältige Unterstützung bei psychosozialen Problemen und Wiedereingliederungsprozessen geben.

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