Arbeitsunfähigkeit von älteren Beschäftigten im Handwerk

Eine Sonderauswertung der IKK für 2003

Die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe in Deutschland sind mehr denn je auf ihre Beschäftigten angewiesen. Deren Motivation, Qualifikation und Leistungsfähigkeit stellen für die überwiegend personalintensiv produzierenden Handwerksbetriebe bedeutende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme am härter werdenden Wettbewerb dar. Dabei sind Effizienz und Qualität der Arbeitsleistungen maßgeblich von Energie und Gesundheit der Beschäftigten abhängig. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des zu erwartenden Mangels an qualifizierten Nachwuchskräften wird es in Zukunft vor allem darum gehen, ältere Beschäftigte in ihrer Gesundheit zu stärken und somit allgemein eine längere Lebensarbeitszeit zu gewährleisten. Um Möglichkeiten für eine alters- und alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung aufzuzeigen, die auch dem Aspekt der körperlichen und psychischen Gesundheit der Beschäftigten Rechnung trägt, müssen zunächst besonders belastete Bereiche und Personengruppen identifiziert werden, für die spezielle Interventionen erforderlich sind.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der gesundheitlichen Situation älterer Beschäftigter im Handwerk und versucht, berufsspezifische Belastungsschwerpunkte zu lokalisieren, um Ansatz­punkte für eine gezielte Prävention älterer Beschäftigter zu finden. Zu diesem Zweck wird in einem ersten Schritt zunächst kurz das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen im Handwerk nach Altersgruppen dargestellt. Eine ausführliche Darstellung der gesundheitlichen Situation nach Alter der Beschäftigten sind im Kapitel „Arbeitsunfähigkeit nach Alter“ und im Kapitel „Krankheitsarten nach Alter“ zu finden. Mit Hilfe der Gegenüberstellung von jüngeren und älteren Beschäftigten können mögliche altersbedingte Unterschiede im Morbiditätsgeschehen herausgear­beitet werden. In einem zweiten Schritt wird das Morbiditätsgeschehen der Beschäftigten ab 50 Jahren auf der Ebene der Gewerbegruppen sowie anschließend auf der Basis ausgewählter Hand­werksberufe untersucht, um berufsspezifische Belastungsschwerpunkte älterer Beschäftigter zu identifizieren.

Knapp ein Drittel (31,1%) der rund 1,7 Mio. ganzjährigen IKK-Pflichtversicherten im Handwerk 2003 war 29 Jahre und jünger. Etwas mehr als die Hälfte (53,0%) der Beschäftigten war 30 bis 49 Jahre alt und 16% der Beschäftigten gehörten den älteren Beschäftigtengruppen ab 50 Jahren an.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass jüngere und ältere Beschäftigte erhebliche Unterschiede im Morbiditätsgeschehen aufweisen. Ältere Beschäftigte weisen einen deutlich höheren Krankenstand als jüngere Beschäftigte auf, der ausschließlich auf die Zunahme von Langzeiterkrankungen, d.h. Erkrankungen von über 6 Wochen Dauer, zurückzuführen ist. Beschäftigte ab 50 Jahren verfügen allerdings auch in erheblichem Maße über Gesundheitspotentiale: sie sind wesentlich seltener krank als jüngere Beschäftigte, viel mehr ältere als jüngere Beschäftigte sind im Verlauf eines Jahres kein einziges Mal arbeitsunfähig gemeldet.

Je nach Altersgruppe prägen bestimmte Krankheitsarten das Morbiditätsgeschehen: jüngere Be­schäftigte erkranken am häufigsten aufgrund von Verletzungen und Vergiftungen sowie Erkran­kungen der Atmungsorgane, bei älteren Beschäftigten stehen Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Kreislauferkrankungen im Vordergrund.

Je nach Berufsgruppe sind besondere Erkrankungsschwerpunkte und -intensitäten auszumachen. Besonders gesundheitlich belastet sind die älteren Beschäftigten im Bauhandwerk sowie im Elektro- und Metallgewerbe.

Die Analyse der gesundheitlichen Situation auf der Basis von Arbeitsunfähigkeitsdaten gibt erste Hinweise auf besonders belastete Bereiche und Personengruppen im Handwerk. Sie ist ein erster Schritt zur Identifizierung von gesundheitlichen Belastungen, sollte aber durch weitere Schritte ergänzt werden, um genauere Aussagen über arbeitsbedingte Erkrankungen und mögliche Präven­tionsansätze machen zu können.

Die Auswertungen haben gezeigt, dass ältere Beschäftigte eine besondere Zielgruppe betrieblicher Gesundheitsförderungsmaßnahmen sein sollten. Dabei müssen sich die Maßnahmen an den be­sonderen Bedürfnissen der Beschäftigten ab 50 Jahre orientieren, um Erfolg zu haben. Um eine langfristige Wirkung zu erzielen, sollte betriebliche Gesundheitsförderung fest in Unternehmensall­tag und -kultur verankert werden. In den Präventionsprozess sollten auch die jüngeren und "mittelalten" Beschäftigten, d.h. die zukünftigen Alten, mit maßgeschneiderten Maßnahmen eingebunden werden.

Quelle: IKK Bundesverband, Referat Prävention

Publikationen

Eine ausführliche Fassung der Auswertung finden Sie hier:

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