Hauptdiagnosegruppen für Arbeitsunfähigkeit älterer Arbeitnehmer

Autor: Andreas Heyer

Die Arbeitsunfähigkeit steigt mit dem Alter

Die Ergebnisse werfen die Frage nach der Erkrankungsstruktur der Altersgruppen auf. Abbildung 3 zeigt, dass die jüngeren Arbeitnehmer zwar eine größere Erkrankungshäufigkeit haben, die älteren Arbeitnehmer aber ein deutlich höheres Volumen an Arbeitsunfähigkeitstagen. Daraus lässt sich schließen, dass jüngere Arbeitnehmer vorwiegend auf Grund häufiger kurzer Erkrankungen arbeitsunfähig werden, ältere Arbeitnehmer auf Grund weniger häufiger, aber langwieriger, Erkrankungen. Die Analyse der durchschnittlichen Falldauer ergibt, dass bei den Versicherten bis 29 Jahren ein Fall im Durchschnitt sechs Tage dauert, bei Versicherten über 50 Jahren 20 Tage.

Grafik Häufigkeit und Volumen von Arbeitsunfähigkeit
Foto: AOK Hessen

Welche Krankheiten herrschen vor?

Welche Diagnosegruppen dieses unterschiedliche Erkrankungsprofil von Alt und Jung verursachen zeigt Abbildung 4. Bei jungen Arbeitnehmern sind Atemwegserkrankungen der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit, bei den älteren hingegen mit großem Abstand Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Im Schnitt ist jeder Arbeitnehmer über 50 Jahren an 12 Tagen im Jahr auf Grund von Erkrankungen dieser Diagnosegruppe arbeitsunfähig.

Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems stehen im Vordergrund

Die stärksten Unterschiede im Volumen der Arbeitsunfähigkeitstage zwischen den Altersgruppen zeigen sich in den Diagnosegruppen „Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems“ und „Erkrankungen des Kreislaufsystems“. Eine deutliche Differenz ist auch bei den „psychischen und Erkrankungen und Verhaltensstörungen“ erkennbar, bei denen die älteren Arbeitnehmern ein fast dreimal so hohes Volumen aufweisen als die jüngeren.

Grafik Hauptanlässe von Arbeitsunfähigkeit
Foto: AOK Hessen

Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen steht die Diagnose Rückenschmerzen bei beiden Altersgruppen im Vordergrund (Abbildung 5). Die größten Differenzen zwischen älteren und jüngeren Arbeitnehmern sind aber bei Bandscheibenschäden, Krankheiten der Wirbelsäule, Schulterläsionen und Gonarthrose (Gelenke) erkennbar.

Grafik Erkrankungsvolumen bei Muskel-Skelett-Erkrankungen
Foto: AOK Hessen

Erkrankungen des Kreislaufsystems überwiegend bei Älteren

Bei Erkrankungen des Kreislaufsystems zeigt sich in den häufigsten Einzeldiagnosen ein gravierender Unterschied im Erkrankungsvolumen zwischen den Altersgruppen. Während bei den unter 29jährigen die Erkrankungsvolumina in den Einzeldiagnosen minimal sind, ergeben sich bei den über 50jährigen die sechs häufigsten Diagnosen: Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck), chronisch ischämische Herzkrankheiten (mangelhafte Durchblutung des Herzens), Varizen der unteren Extremitäten („Krampfadern“), Angina Pectoris (Herzenge) und Hirninfarkt (Abbildung 6).

Grafik Erkrankungsvolumen bei Kreislauferkrankungen
Foto: AOK Hessen

Bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen ist in beiden Altersgruppen die Diagnose „Depressive Episode“ am Häufigsten. Das Erkrankungsvolumen der jungen Altersgruppe beträgt jedoch nur ein Viertel des Volumens der älteren Altersgruppe. Besonders große Unterschiede zwischen den unter 29jährigen und den über 50jährigen sind bei den Diagnosen „Somatoforme Störungen“ und „Störungen durch Alkohol“ ersichtlich (Abbildung 7).

Grafik Erkrankungsvolumen bei psychischen Krankheiten
Foto: AOK Hessen

Zusammenfassung der Ergebnisse

Insgesamt lässt sich sagen, dass Unterschiede im Krankenstand zwischen Jung und Alt bei Arbeitern und Facharbeitern in besonders hohem Ausmaß festzustellen sind. Die Differenzen sind vornehmlich auf die Diagnosegruppen „Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems“, „Erkrankungen des Kreislaufsystems“ und "Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen" zurückzuführen. Um vor dem Hintergrund des demographischen Wandels die Gesundheitsquote bei den zukünftigen älteren Arbeitnehmern zu erhöhen, sollten Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Betrieb verstärkt auf die Prävention dieser drei Erkrankungsarten zielen.

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