Warum Gender Mainstreaming in der Gesundheitsförderung?

Seit den 1970er Jahren steigt in Deutschland die Erwerbsquote bei Frauen kontinuierlich an. Dennoch verteilt sich die Beschäftigung weiblicher Erwerbspersonen nicht gleichmäßig über alle wirtschaftlichen Sektoren, Berufe und hierarchischen Positionen. Während doppelt so viele Männer wie Frauen eine Führungsposition inne haben, ist jede dritte Frau und nur jeder vierte Mann auf der untersten Hierarchiestufe tätig. Dienstleistungsberufe, Teilzeitbeschäftigung sowie die Doppelbelastung durch Familien- und Erwerbsarbeit sind nach wie vor Frauendomänen. Es stellt sich die Frage, ob sich diese geschlechtsspezifischen Differenzen hinsichtlich der vorherrschenden Arbeitsbedingungen auch in der betrieblichen Gesundheitspolitik niederschlagen.

Gender Mainstreaming bezeichnet eine Strategie zur Durchsetzung des Gleichheitsgrundsatzes in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes. Allen Bestrebungen des Gender Mainstreaming liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es keine geschlechterneutrale Politik gibt. Gesetze, Regelungen, Institutionen, Unternehmen, Programme und Maßnahmen müssen den Belangen von Frauen und Männern gerecht werden und dazu beitragen, bisherige Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Folgt man der Strategie des Gender Mainstreaming, dann ist der Geschlechteraspekt (Gender) auch in die Gesundheitsförderung zu integrieren.

Die Gesundheitsförderungspraxis der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass gesundheitsbezogene Interventionen nur dann erfolgreich sind, wenn sie sich an spezifischen Zielgruppen ausrichten. Neben dem Alter, der sozialen Schicht und ethnischen Zugehörigkeit ist das Geschlecht ein Merkmal, das bei der Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Gesundheitsförderungsmaßnahmen bedacht werden muss. Um die Qualität und Passgenauigkeit von Projekten zu erhöhen, ist in allen Projektphasen zu prüfen, ob und welche Bedeutung der Kategorie Geschlecht zukommt.

Da Gender Mainstreaming nicht unbedingt als selbsterklärend angesehen werden kann, hat die EU einen Leitfaden entwickelt, der Gender Mainstreaming in einfachen Worten erläutert und die möglichen Vorteile aufzeigt. Und er macht deutlich, dass Gender Mainstreaming ein Prozess ist.

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