Leitfaden zur betrieblichen Gesundheitssteuerung mit Schwerpunkt Muskel-Skelett-Erkrankungen

Hintergrund

Betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Erkrankungen gibt es bereits seit einer Reihe von Jahren. Ein regelrechter Boom solcher Maßnahmen konnte Anfang der 90er Jahre verzeichnet werden. Die Krankenkassen hatten in der Umsetzung des § 20 Sozialgesetzbuch V eine Vielzahl dieser Angebote in ihre Programme aufgenommen.

Aber nicht alle Maßnahmen – betriebliche wie auch in anderen Settings – genügten, nach der Ansicht von Experten und auch der Politik, den Qualitätsmaßstäben, die solche Angebote erfüllen sollten: effektiv, effizient und nachhaltig zu sein.

Probleme ergaben sich sowohl aus Mängeln, die in der Konzeption der Maßnahmen begründet waren, wie auch aus ungenügendem Projektmanagement der Angebote selbst. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat vor diesem Hintergrund im Rahmen eines Forschungsprojektes Evaluationskriterien für Arbeitsplatzprogramme zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen erarbeiten lassen. Die Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin legte im Forschungsbericht Fb 823 solche Kriterien vor.

Diese Kriterien stellen die Grundlage des im Rahmen des hier dokumentierten Projektes erarbeiteten Leitfaden zur erfolgreichen Durchführung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Betrieb, Schwerpunkt: Muskel-Skelett-Erkrankungen dar.

Somit wird dieses Potential auch für die betriebliche Praxis nutzbar und konnte an die Bedürfnisse der potentiellen betrieblichen Anwender, unter Berücksichtigung der Belange von Klein- und Mittelunternehmen (KMU), angepasst werden.

Vorgehen

Die aus einem Vorgängerprojekt vorliegenden Evaluationskriterien für Arbeitsplatzprogramme zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen wurden im Rahmen des Projektes auf ein für betriebliche Praktiker nutzbares Maß reduziert und in ein Ablaufschema integriert, das sich an den Methoden klassischer Projektsteuerung orientiert.

Die Reduktion der Kriterien und nutzbarer Instrumente zur Messung der Parameter aus dem Vorgängerprojekt erfolgte im Rahmen von Expertenworkshops und qualitativer Interviews. Insbesondere in den Expertenworkshops zeigte sich, dass viele in der Literatur beschriebene Verfahren zu aufwändig für den betrieblichen Einsatz in Klein- und Mittelunternehmen sind.

Die Ergebnisse wurden zur Erarbeitung des Leitfadens herangezogen. Der Entwurf des Leitfadens wurde mit dem Projektbeirat abgestimmt und im Anschluss in einer betrieblichen Erprobungsphase in sieben Betrieben evaluiert. Die Ergebnisse der Evaluationsphase fanden Eingang in die Endfassung des Leitfadens und führten zur nunmehr vorliegenden Fassung des Leitfadens zur erfolgreichen Durchführung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Betrieb, Schwerpunkt: Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Der Leitfaden ist geeignet mittelständige Unternehmen und Organisationen anzuregen bzw. zu befähigen, ein systematisches Gesundheitsförderungsprogramm umzusetzen, und zwar von der Analyse der betrieblichen Risiken und den Belastungen der Mitarbeiter bis hin zur Evaluation von Maßnahmepaketen.

Leitfaden

Der Leitfaden ermöglicht betrieblichen Akteuren die Begleitung und Kontrolle von Gesundheitsförderungsmaßnahmen. Er versetzt sie in die Lage, Gesundheitsförderungsmaßnahmen zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen erfolgreich planen, steuern und umsetzen sowie deren Effektivität und Nachhaltigkeit sichern zu können.

Bei dem Leitfaden handelt es sich um ein Instrument zur Selbstevaluation von Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Betrieb. Er zeigt auf, wie im Rahmen eines Projektes betriebliche Routinen zur Gesundheitsförderung installiert werden können. Ausgehend von der Einrichtung einer Steuerungsgruppe, die für die Ist-Analyse, die Zielfindung und Maßnahmenauswahl und -gestaltung verantwortlich ist, wird den Nutzern ein Modell zur Umsetzung von betrieblicher Gesundheitsförderung vorgeschlagen. Zudem werden den betrieblichen Akteuren Instrumente zur Verfügung gestellt, mit denen die Ergebnisse der eingeleiteten Maßnahmen gemessen werden können und so festgestellt werden kann, ob die angestrebten Ziele erreicht werden.

Inhalte

Der Leitfaden beinhaltet unter anderem Hintergrundinformationen zu Muskel-Skelett-Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Betroffene Risikogruppen sowie Präventionsmöglichkeiten werden vorgestellt.

Das Kernstück des Leitfadens, die Anleitung zur erfolgreichen Durchführung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen, gibt in drei Fragenkomplexe (Wer, Wie, Was) untergliedert Anregungen, wie am besten vorgegangen werden kann, wenn Gesundheitsförderungsmaßnahmen zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen eingeführt oder bestehende Maßnahmen optimiert werden sollen.

Daneben finden sich im Leitfaden Tipps zur Umsetzung, d.h. Zusatzinformationen mit Hilfestellungen für den Einsatz der verschiedenen Instrumente, und eine Methodenzusammenstellung, die für eine erfolgreiche Durchführung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen und zur Messung der Effekte genutzt werden kann. Bei den vorgeschlagenen Methoden handelt es sich um bewährte und erprobte Instrumente der Gesundheitsförderung bzw. Projektsteuerung.

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