Nutzen der Gesundheitsförderung für den Betrieb

Autorin: Ulla Wittig-Goetz

Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung "lohnt" sich für das Unternehmen durch:

  • erhöhte Arbeitszufriedenheit und Arbeitsproduktivität
  • langfristige Senkung des Krankenstandes
  • gesteigerte Produkt- und Dienstleistungsqualität
  • verbesserte betriebliche Kommunikation und Kooperation
  • Imageaufwertung für das Unternehmen

Nutzen für die Beschäftigten

Gesundheitsförderung schafft Pluspunkte für die Arbeits- und Lebensqualität durch:

  • weniger Arbeitsbelastungen
  • verringerte gesundheitliche Beschwerden
  • gesteigertes Wohlbefinden
  • besseres Betriebsklima
  • mehr Arbeitsfreude
  • gesünderes Verhalten in Betrieb und Freizeit

Der Lernzyklus

Betriebliche Gesundheitsförderung ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Nach allen Erfahrungen gelingen gesundheitsfördernde Veränderungen um so eher, je besser alle betrieblichen Seiten zusammenarbeiten, die dazu über Fach- und Entscheidungskompetenz verfügen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, quasi als Schaltzentrale einen Arbeitskreis Gesundheit einzurichten.

Solche innerbetrieblichen Strukturen erleichtern Abstimmungsprozesse zwischen den Beteiligten und erhöhen die Akzeptanz von Entscheidungen. Für kleinere Unternehmen bietet es sich an, ein Gremium zu schaffen, in dem z. B. mehrere Betriebe einer Branche oder eines Handwerks gemeinsame Schritte planen.

Mit einer Bestandsaufnahme beginnen

Eine erste Problemanalyse nutzt intern und extern verfügbare Datenquellen und Erkenntnisse bspw.

  • betriebliche Gefährdungsbeurteilungen,
  • Fehlzeitenstatistiken,
  • Mitarbeiterbefragungen,
  • Arbeitsplatzbeschreibungen usw.
  • sowie Erkenntnisse aus Untersuchungen des arbeitsmedizinischen Dienstes
  • betriebsbezogene Daten der Krankenkassen mit anonymisierten Informationen zur Arbeitsunfähigkeit und zugrundeliegenden Erkrankungsarten (soweit genügend Beschäftigte in einer oder einigen wenigen Versicherungen organisiert sind, näheres siehe unter Gesundheitsbericht)
  • betriebsbezogene Daten und Informationen der Berufsgenossenschaft

Diese Informationen lassen sich zu einem betrieblichen Gesundheitsbericht zusammenfassen. Dieser zeigt erste Auffälligkeiten im betrieblichen Krankheitsgeschehen und verweist grob auf Belastungschwerpunkte.

Grafik Gesundheitsbericht
Foto: IG Metall: Gesundheit schützen und fördern, 1995, veränderte Fassung

Beschäftigte aktiv beteiligen

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen oft am ehesten, was sie an ihrem Arbeitsplatz "kränkt" und deshalb krankmacht. Auch für die Erarbeitung maßgeschneiderte Lösungsvorschläge, wie sich Arbeitsbelastungen reduzieren lassen, ist das Erfahrungswissen der Betroffenen unverzichtbar. Ihre Beteiligung durch Mitarbeiterbefragungen und Gesundheitszirkel trägt deshalb entscheidend zum Erfolg betrieblicher Gesundheitsförderung bei und dient der Feinanalyse.

Mitarbeiterbefragung

Während Krankenstandsdaten etwas über das Krankheitsgeschehen aussagen, können durch Mitarbeiterbefragungen gesundheitliche Beeinträchtigungen wie bspw. Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Verspannungen usw. erfaßt und die Beschäftigten zu ihren Arbeitsbelastungen direkt befragt werden. Sie eignen sich besonders gut zur Problemerkundung, da sie auf eher unspezifische Gesundheitsstörungen hinweisen, die häufig aber die Vorboten ernsthafter Erkrankungen sind. Hier mit entsprechenden Maßnahmen vorbeugend anzusetzen ist deshalb sinnvoll.

Gesundheitszirkel

Wenn "gesundheitliche Problemzonen" im Betrieb aufgedeckt wurden, empfiehlt es sich, mit moderierten Gruppenverfahren diese Probleme weiter zu bearbeiten. Da bei kann auf bewährte Instrumente wie Gesundheitszirkel, Arbeitssituationsanalysen, Gesundheitswerkstätten etc. zurückgegriffen werden. In diesen Gesprächskreisen finden sich betroffene Beschäftigte mit einem möglichst neutralen externen Moderator zusammen und analysieren, wo sie am Arbeitsplatz "der Schuh drückt". Im weiteren Verlauf werden technische, organisatorische und personenbezogene Lösungsvorschläge erarbeitet.

Nicht selten tragen ca. zehn Beteiligte 40 und mehr Lösungsvorschläge zusammen, wie Arbeitsbedingungen gesundheitsgerechter zu gestalten sind. Für die Umsetzung hat der Arbeitskreis Gesundheit zu sorgen.

Grafik Instrumente zur betrieblichen Gesundheitsförderung
Foto: IG Metall: Gesundheit schützen und fördern, 1995

Gesundheitsförderung und Personalentwicklung

Die Arbeitswelt birgt nicht nur gesundheitliche Risiken, sondern auch Chancen. Geeignete Arbeitsbedingungen fördern die Gesundheitspotentiale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine inhaltlich befriedigende bzw. abwechslungsreiche Tätigkeit, die von den Beschäftigten relativ selbständig gestaltet werden kann, stärkt Körper und Psyche. Ein gutes Betriebsklima, demokratischer Führungsstil, Mitbestimmung und Information, aber auch die Anerkennung von Leistung wirken sich gesundheitlich positiv aus. Insofern ist betriebliche Gesundheitsförderung eng verzahnt mit Personalentwicklung und Unternehmenskultur.

Controlling

Betriebliche Gesundheitsförderung kann nur dann auch erfolgreich sein, wenn bei jeder eingesetzten Maßnahme im Vorfeld diskutiert wurde, was damit erreicht werden soll. Die Überprüfung der erreichten Ergebnisse kann so wiederum genutzt werden, die nächsten Schritte festzulegen

Wer hilft?

Gesetze verpflichten die Berufsgenossenschaften zur Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen. Ihre Vorstellungen dazu und zur Gesundheitsförderung sollten daher im Betrieb abgefragt werden. Auch die für den Arbeitsschutz zuständigen Landesbehörden sind Ansprechpartner.

Rechtliche Grundlagen

Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet die Unternehmen dazu, Gesundheit und Wohlbefinden der Beschäftigten zu erhalten und arbeitsbedingten Erkrankungen vorzubeugen. Wichtigstes Grundprinzip ist dabei die Prävention. Insofern wird der Arbeits- und Gesundheitsschutz durch die Gesundheitsförderung erweitert.

© Copyright 2018-2024 - Land Hessen