Stimmen aus den Workshops

In den Workshops der Fachtagung wurden die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Hinblick auf die Arbeitsgestaltung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und die Vorgehensweisen anhand von Praxisbeispielen diskutiert. Die Workshop-Leiterinnen und -Leiter fassten die Ergebnisse am Ende des Tages zusammen:

  • Betriebliche Gesundheitsförderung im Zeichen der Digitalisierung setzt vor allem eine Verhaltensänderung der Führungskräfte voraus ("Führung 4.0 ist Prävention 4.0“).
  • Achtsamkeit der Führungskräfte gegenüber den Mitarbeitern, aber auch jedes Einzelnen gegenüber sich selbst und dem Kollegen wurde als grundlegend dafür gesehen, weitreichende Veränderungsprozesse im Zuge der Digitalisierung gesund zu gestalten und Leistungsfähigkeit nachhaltig zu sichern.
  • Die Führungskraft von morgen ist ein „Enabler“, der die Richtung bestimmt, die Ziele ins Team gibt und nach außen vertritt. Er muss Verantwortung abgeben, Unsicherheiten aushalten und den Möglichkeiten einer verstärkten Kontrolle (Auswertung verfügbarer digitaler Daten) widerstehen.
  • Digitalisierte Prozesse erfordern eine Anpassung der Arbeitsorganisation. Das Arbeiten in (agilen) Teams ermöglicht es, Arbeitsbelastungen zu steuern und Gefährdungen rechtzeitig entgegenzuwirken.
  • Betriebliche Regeln, etwa für die Erreichbarkeit bei mobiler/zeitflexibler Arbeit, sorgen für Handlungssicherheit. Betriebs- und Personalräte spielen dabei eine wichtige Rolle. Zeit- und ortsflexible Arbeit bietet mehr Selbstbestimmung („freedom to act“). Der Arbeitsschutz bleibt aber häufig auf der Strecke. Mehr Selbstverantwortung der Mitarbeiter ist gefragt, damit sie ihre Gesundheit nicht riskieren.
  • Die betriebliche Interessenvertretung ist auch gefragt, wenn es darum geht, das Augenmerk auf die Gefahren einer Arbeitsverdichtung durch beschleunigte Prozesse zu richten.
  • Das Marketing gesunder Arbeitsgestaltung sollte auch über den Tellerrand der Gefährdungsbeurteilung hinausblicken und zum Beispiel das Argument der Arbeitgeberattraktivität ins Feld führen. Eine lohnende Zielgruppe seien evtl. die Frauen von Handwerkern. Vielfach fallen bei ihnen die Botschaften zur Prävention auf fruchtbareren Boden.
  • Kompetenzen für die Arbeitswelt der Zukunft, so Dr. Bernhard Brückner, in seinem Workshop-Fazit, beschränkten sich keinesfalls auf IT-(Sicherheits-)Wissen. Vielmehr sei der Kompetenzbegriff viel breiter zu sehen, nämlich als Zusammenwirken vieler möglicher „Eigenschaften, um angemessen auf Arbeitsanforderungen reagieren und eine positive Lösung herbeiführen zu können“. Insbesondere interdisziplinäres Denken sei gefragt und spiele etwa in der Ausbildung für die Fachkräfte für Arbeitssicherheit eine wichtige Rolle. In den Unternehmen seien mit Betriebsvereinbarungen zur Qualifikation von Mitarbeitern und deren Einbindung in Unternehmenspolitik und –strategie gute Erfahrungen gemacht worden. Instrumente zur Erhebung vorhandener und Planung notwendiger Kompetenzen und die Normen zur Systemorganisation (ISO 9000) könnten hier wichtige Unterstützung leisten.
Grafik: Fazit der Workshops
Foto: Daniel Jennewein, RKW Kompetenzzentrum
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